E-Bike Erlebnistour mit Erhard Mott Mai 2013

Ein Nachmittag so schön und ereignisreich wie ein ganzer Urlaub

Lebenskünstler, Philosphen, Zenbuddhisten, Verliebte und Einstein wissen es bereits: Es kommt im Leben nicht auf die Quantität der Zeit an, sondern auf die Qualität. Ein Nachmittag in vollen Zügen erlebt kann der Seele mehr geben als ein Jahr lang nur Alltag. So sind die E-Bike Erlebnis-Touren mit Erhard Mott mehr als eine gewöhnliche Radtour...

Das Taubertal feiert das Blütenfest

Die illustre Schar von abenteuer- und erlebnishungrigen E-Bike Radlerinnen und Radlern startet am Nachmittag des 8.Mai in Richtung Oberlauda - Heckfeld. Es dauert eine gewisse Zeit, bis die im kalten, trüben Winter degenerierten Wahrnehmungsorgane die vielen Eindrücke aufnehmen und verarbeiten können. Farben, Gerüche und Geräusche werden jetzt von der Natur mit dem Füllhorn über uns ausgegossen. Mühelos gleiten wir elektrisch hinauf nach Heckfeld und weiter in den großen Ahornwald. Jetzt kommt gleich der erste Qualitätssprung.

Am Kriegerdenkmal im Ahornwald

Wir besuchen das Kriegerdenkmal, das an den sinnlosen Tod von 20 jungen Burschen erinnert. Sie hatten den Befehl, ihr "Vaterland bis zum letzten Blutstropfen" zu verteidigen. Was kann man diesem Unrecht, das millionen Menschen widerfahren ist, jetzt noch entgegensetzen? Vielleicht das Bewusstsein und die Dankbarkeit dafür, dass wir diesen Moment jetzt erleben dürfen. Es entwickeln sich unter den Teilnehmern tiefgehende Gespräche, eigentlich völlig ungewöhnlich, denn die meisten kennen sich kaum. Das ist Zeitqualität...

Das Familienbad in Buch

Nur Insider kennen das Familienbad in Buch. Denn wer vermutet schon in dem 600 Seelendorf ein Schwimmbad? Noch wird alles für die Badesaison vorbereitet, aber wir staunen schon über die gepflegte Anlage mit dem gemähten Rasen, den Bäumen, Kiosk und dem Nachbarn, der extra keinen Zaun angebracht hat um bequem ins Bad zu steigen. Wir werden von einem der vielen freiwillgen Helfer informiert, dass demnächst eine Solaranlage installiert wird um an Badetagen, an denen die Sonne scheint, auch warmes Wasser zu haben. An trüben Tagen kommt ja eh keiner, da braucht man nicht zu heizen. Das ist gesunder Menschenverstand und soziale Kompetenz, was die Bewohner von Buch auszeichnet. Da ist sie wieder, die Qualität, die jetzt mit dem Staunen und dem Respekt vor dieser Leistung einhergeht.

Beim Bäcker Seitz in Gerichtstetten

Über die Höhe rollen wir hinüber nach Gerichtstetten und steuern direkt auf die Bäckerei Seitz zu. Kaffee und Süßigkeiten bringen uns in Höchstform, jeder Kunde wird befragt, warum Gerichtstetten eigentlich Gerichtstetten heißt. Nicht mal die uralte Großmutter weiß Bescheid, sie hat ja schließlich nur eingeheiratet. Aha, das kann man verstehen. Plötzlich taucht der bleichgesichtige Bäckermeister Seitz (Bäcker sind, falls man sie überhaupt zu sehen bekommt, immer an der hellen Gesichtsfarbe zu erkennen)  auf, unsere Frageaktion hat sich bis in die Backstube herum gesprochen. Die Ortsbezeichnung kommt nicht, wie man vermuten könnte, von einer schaurigen Gerichtstätte sondern, so Seitz, von der Stätte des Gerich, der mit dem Ger (Wurfspieß) bewaffnete. Und da er schon mal Auskunft gibt wird er befragt über sein Geschäft, wie es so läuft und überhaupt. Der Innungsmeister lässt uns an seinen Aufgaben und Sorgen teilhaben. Das ist kein oberflächliches Geschwafel, sondern echte Begegnung mit einer Persönlichkeit, die im Leben steht. Da ist sie wieder, die Qualität.

Keltenschanze und ältestes Steinhaus Deutschlands

Endlich an der Keltenschanze angekommen holen wir unsere Tüten hervor und ernten fröhlich den überall duftenden Bärlauch. Aber aufgepasst, die Maiglöckchen wachsen mitten drin! Wir umrunden das rechteckige Denkmal, welches von den Gerichstettenern schön gepflegt und frei gehalten wird. Auch das älteste Steinhaus Deutschlands bekommen wir zu Gesicht, oder das, was davon noch übrig ist. Ob es tatsächlich das älteste Steinhaus ist weiß keiner so recht, aber in einer über 2000 jährigen Anlage muss es doch schon ziemlich alt sein. Nachdem jeder fette Beute gemacht hat, ziehen wir weiter nach Hohestadt, wo uns Frau Krauth in Ihrer Käseküche bereits erwartet.

Die Käseküche von Hohenstadt

Normalerweise werden nur Gruppen ab 15 Personen empfangen, aber in unserem Fall habe ich uns eingeladen... Frau Krauth gibt uns bestens Auskunft, dass sie aus dem Schwarzwald stammt, wie sie hierher kam, warum und weshalb sie das Käseprojekt gegründet hat und ihre Visionen. Uff, das ist geballte Frauenpower, am Besten man fährt hin und schaut und hört sich das selbst an. Jetzt aber zum Käse: höchste Bioqualität, in Handarbeit zur Reife gebracht. Wir genießen einen Versucherteller und schlagen dann gnadenlos zu. Nicht Frau Krauth, sondern den Käse.

Heimreise durch das Umpfertal

Mit gefüllten Akkus und Packtaschen treten wir die Heimfahrt an. Im Rücken geht langsam die Sonne unter, das Abendlicht überzieht jetzt friedlich die Landschaft. Ein paar Feldlerchen starten nochmals durch und zwitschern uns von oben zu. Die kaum erkennbare Blindschleiche wärmt sich auf dem warmen Aspalt des Radwegs und wäre ums Haar von mir überfahren worden. So ein dummes Ding. Durch das Umpfertal geht es zurück nach Lauda, der neue Radweg zwischen Königshofen und Lauda (beim Bärensepp) wird verbotener weise von uns eingeweiht, das macht Spaß! Zurück am Geschäft eilt jeder nach Hause, obwohl wir im Lichtblick noch ein Bier tringen wollten. Denn jeder ist randvoller Eindrücke und muss erst mal alles verdauen. Außerdem gibt es Käse mit Bärlauch. 

Ihr Erhard Mott

Streckenführung

Lauda - Oberlauda - Heckfeld - Buch - Gerichtstetten - Hohenstadt - Eubigheim - Uiffingen - Wölchingen - Schweigern - Unterschüpf - Sachsenflur - Königshofen - Lauda

Wegstrecke etwa 50 Kilometer, viele Höhenmeter.

Infos

 

Start bei Elektrorad Mott - Distelhausen Schwedenkopf - Froschkonzert bei Dittigheim - Biberspuren in Impfingen - Werbach Uhu Nest - Hochhausen 3 Mark Strafe - Niklashausen Pfeiferhannes - Tauberdschungel - Gamburg Salamander Kinderstube - Schlupfenscheune - Kreuzfahrergeschichten

Start ins Grüne

Die Wetterfrösche quaken an diesem Tag Regen, trotzdem starten 15 unternehmenslustige Leute mit Erhard Mott zu einer Vital Bike Tour durchs Taubertal mit unbekanntem Ziel. Erhard Mott als Tourführer warnt vor: bitte nicht überholen, es könnte jederzeit angehalten werden!

Der erste Stopp - Kriegsnarben am Bischemer Brückle

Ein paar bei der letzten Brückenrenovierung übersehene Einschusslöcher und ein Wegkreuz weisen auf einen Luftangriff im 2. Weltkrieg hin. Die ersten E-Bike Radler sind sich unsicher, was das für eine Radtour werden soll, naja, jetzt erst mal weiter.

Der Schwedenkopf an der Kapelle  in Distelhausen

Keine 10 Minuten dauert die Fahrt, dann schon das nächste Ereignis: Die Geschichte vom Schwedenkopf, der seit 400 Jahren den Radlern hinter her schaut. Endlich spricht mal wieder einer, besser gleich eine ganze Radlergruppe mit ihm. Man hat als Radfahrer halt auch gewisse Aufgaben und Verantwortung.

Froschkonzert im Biotop bei Dittigheim

Ein gut eingestimmter, geübter Männerchor von etwa hundert Kröten gibt im Biotop ein Konzert. Wieder kommen wir rechtzeitig, um dem Liebeslied dieser Herren zu lauschen und Beifall zu spenden.

Biber Nagespuren an der Tauber bei Impfingen

In Impfingen holen wir die Becks ab, erfahrene Vital Bike Fahrer der ersten Generation. Herr Beck kennt sich aus, er zeigt uns einen gewaltigen, hundertjährigen Apfelbaum, der seit 3 Wochen von Biberzähnen bearbeitet wird und nur noch auf einem kleinen Stunpf steht. Wir machen uns richtig Sorgen, dass dem Biber nichts passiert, wenn der Baum fällt...

Der Uhuhorst im Steinbruch

Im gewaltigen Steinbruch zwischen Impfingen und Werbach leben seit geraumer Zeit die Uhus, von Beruf Nachtjäger. Die Profis schlagen im lautlosen Flug selbst Bussarde und junge Lämmer. Wir wollen vor Anbruch der Dunkelheit wieder zuhause sein.

Nebeneinandergehen kostet 3 Mark Strafe

An der Tauberbrücke bei Hochhausen sollen alle 3 Mark Strafe zahlen, wir haben das Gebot sträflich missachtet, dass man nicht nebeneinander gehen darf. Außerden weist uns Herr Beck darauf hin, dass wir den Pfarrer fragen müssen, ob wir die Gemarkungsgrenze überfahren dürfen. Oh je, nichts wie weg, bevor uns die Vergangenheit einholt!